Ausstellung ROBERT LEBECK 1968 / arte Metropolis

Ausstellung ROBERT LEBECK 1968 / arte Metropolis

Am 25.März 2018 in Metropolis auf arte mein Beitrag über die Ausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg

Wir blicken genau 50 Jahre zurück: Auf das Jahr 1968 – ein epochemachendes Jahr.
Wie es der Fotoreporter Robert Lebeck sah, zeigt nun eine große Ausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg.

Als die Barrikaden brannten und Studenten revoltierten, war Robert Lebeck anderswo.

Zum Beispiel in Kassel auf der documenta.

„Das Jahr der Studentenunruhen fand ohne mich statt“ schrieb er in seinen Erinnerungen. Und doch – er war mittendrin im Zeitgeschehen, fotografierte z.B. Joseph Beuys in Kassel.

Ralf Beil, Museumsdirektor
„Er war nicht in Paris, er war nicht in Westberlin und nicht in Tokio, da wo die ganzen Leute demonstriert haben, die Studenten, aber er war eben tatsächlich unterwegs an anderen Stellen und hat eigentlich den roten Faden, nämlich eigentlich das Jahr der Gewalt, das Jahr der Mediatisierung, all das hat er sozusagen in seinen Serien eingefangen. Das heisst man kann sehr viel über Zeitgeschichte lernen in dieser Ausstellung.“

Eine Auswahl von knapp 200 Fotos wird gezeigt.

Von diesen waren bisher nur 19 in der Illustrierten Stern publiziert.
8 Fotoreportagen, für die Robert Lebeck 1968 unterwegs war.
Cordula Lebeck, seine Witwe war damals erst sechs Jahre alt.

Cordula Lebeck, Witwe
„Ich verwalte ja das Erbe, also sein Archiv und seitdem ich ihn kenne, beschäftige ich mich mit seinen Fotos, hab die meisten seiner Fotobücher gestaltet. Was für mich eine Entdeckung war, waren die Bogota Fotos.

Cordula Lebeck, Witwe
„Der Papst in Bogota das fand ich wirklich großartig, diese Kraft, die aus diesen Bildern spricht und die Gestaltung und wie nah Robert dran war, eigentlich mittendrin, als ob er mit dem Papst mit im Auto sitzt.“

Robert Lebecks Zeitzeugenschaft ist verblüffend. Da ist die Nähe zu den Protagonisten der Zeitgeschichte.

Und manchmal war er schon dort, wo erst später Weltgeschichte geschrieben wurde.

Rudi Dutschke fotografierte er in Prag bei der allchristlichen Friedenskonferenz. Eine Woche später fand das Attentat auf den Studentenführer in Berlin statt.

Lebecks Fotos aus Prag illustrieren später erst, was als Prager Frühling in die Geschichte einging.

Ralf Beil, Museumsdirektor
„Bei Prag ist es eben nicht das Aufrollen der Panzer, nämlich das, was wir im kollektiven Bildgedächtnis einfach eingebrannt haben, die Bilder vom Prager Frühling, sondern den richtigen Prager Frühling, nämlich genau das was eben dann den Frühling ausmacht, Dubcek der Reformer ist, dann halt die Pressefreiheit, die Zeitung lesenden Menschen auf der Strasse.“

24 Reportagereisen hat der Fotoreporter Robert Lebeck im Jahr 1968 unternommen.

Drei davon führten ihn von Hamburg nach Wolfsburg.

Die moderne Autostadt feierte ihr 30-jähriges Jubliläum. Grund genug für gleich mehrere Illustrierten-Geschichten aus dem Herzen der deutschen Autoindustrie.

Wolfsburg war in und die Käfer Produktion boomte. Auch das ist 68.

Ralf Beil, Museumsdirektor
„Es gibt natürlich vor und nach ihm immer wieder Leute, die das Werk fotografiert haben, aber er ist der , der am meisten mit den Menschen Kontakt hatte, der sozusagen auch eine gewisse Fröhlichkeit am Band tatsächlich eingefangen hat. Von daher eine Entdeckung Robert Lebeck in Wolfsburg.“

Cordula Lebeck, Witwe
„So eine konzentrierte Sichtweise auf ein Jahr gab es eigentlich noch nicht ich war skeptisch, halten sie einem Museum stand, ich hatte schon meine Zweifel.“

Die Fotos sind nicht fürs Museum gemacht. Die ungewöhnlich großformatigen Abzüge allerdings schon. Sie werden in die Sammlung des Kunstmuseum Wolfsburg eingehen.

Das ist Reportagefotografie, produziert für bunte Illustrierten, auch wenn Lebeck fast ausschließlich Schwarz-Weiß fotografierte.

Reportagen aus Kriegsgebieten hat der 1929 in Berlin geborene Fotograf übrigens entschieden abgelehnt.

Cordula Lebeck, Witwe
„Ich weiß, dass Robert auch nie die Kriegssituation gesucht hat
er hat sich bewusst nicht in diese brisanten Events begeben,
er hat mal gesagt „das Grausame muss ich nicht mehr fotografieren, das hab ich in meiner Jugend erlebt.“

Ende 68 zeichnet sich in Nordirland die Eskalation eines Konfliktes ab. Die Auseinandersetzung zwischen Protestanten und Katholiken drohen in brutale Gewalt und Krieg auszuarten.

Robert Lebeck wurde noch vor der Eskalation vom Stern nach Belfast geschickt. In die von Arbeitslosigkeit geprägte Hauptstadt des industrialisierten Nordirland.

Er brachte Bilder mit, die genau diese lauernde Gefahr einer Eskalation belegen.

Es sind die einzigen Farbaufnahmen der Ausstellung.
Sie schließen die Ausstellung ab, weisen den Weg in die Ära des Farbfilms.

Beispielhaft für das Jahr 68 zwischen Protest, Scheitern und Aufbruch.

Foto von Robert Lebeck „Prag 1968“