Premiere am 10.04.2025 in Berlin

Filmstill aus „Wenn nichts mehr geht, dann Gran Canaria“ – Tim & Felix im Yumbo Center ©101movie
um 19.30 findet im großen Saal des Kinos Babylon in der Rosa-Luxemburg-Strasse 30 in 10178 Berlin die lang erwartete Premiere von „Wenn nichts mehr geht, dann Gran Canaria“ statt. Tickets hier:
PRESSETEXT / März 2025
Ein Plädoyer für ungeschönte Selbstinszenierung
Tim Lienhard liefert mit „Wenn nichts mehr geht dann Gran Canaria“ einen dokumentarischen Essay, der nicht nur als Film, sondern als mutiges Lebensbekenntnis verstanden werden will. Programmatisch könnte ein alternativer Titel heißen: „Selfies mit Roy“ . Der 64-jährige Filmemacher stellt sich als Regisseur, Autor und Produzent in den Mittelpunkt – und das in einer Art Selbstporträt, das ebenso intim wie provokant ist.

Filmstill aus „Wenn nichts mehr geht, dann Gran Canaria“ – Tim in Drag ©101movie
Selbstinszenierung und radikale Offenheit
Lienhard präsentiert sich in diesem Werk in einer Weise, die zugleich grotesk und befreiend wirkt. In schillerndem Drag, in einem Mix aus exhibitionistischer Lust und künstlerischer Provokation macht er seinen Körper zum Medium der Selbstdarstellung. Dabei bricht er mit den Konventionen: Er enthüllt nicht nur seine Biografie, sondern auch seine Identität. Sein mutiger Umgang mit der eigenen Sexualität – von intimen Selbstinszenierungen bis hin zu ausgelassenen Partynächten mit sehr jungen, sehr attraktiven Männern – steht im Kontrast zu traditionellen Normen und öffnet einen Raum für ein anderes Verständnis von Freiheit.

Filmstill aus „Wenn nichts mehr geht, dann Gran Canaria“ – Selfie Shooting beim Vorglühen ©101movie
Herkunft, Perversion und die Suche nach Identität
Ein zentraler Aspekt des Films ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft. Lienhard verweist auf eine Familiengeschichte, die von Schweigen und Tabuisierung geprägt war: Sein Großvater, dessen Ehe von der Großmutter wegen „sexueller Perversion“ geschieden wurde, wirft Fragen auf, die bis heute nachhallen. In einem Umfeld, in dem über Sexualität kaum gesprochen wurde, stellt sich Lienhard der Frage: „Was ist sexuell pervers?“ Durch das Ausloten seiner familiären Vergangenheit öffnet er einen Raum für Reflexion über Normen und Urteile, die uns von Kindheit an begleiten – und zeigt, wie diese Vorstellungen überwunden werden können.

Filmstill aus „Wenn nichts mehr geht, dann Gran Canaria“ – Tim Lienhard 1976 ©101movie
Hedonismus als Akt der Selbstermächtigung
Der Film versteht sich zugleich als Plädoyer für Hedonismus auch als Form der Selbstermächtigung. Das Feiern, das ausgelassene Partyleben und die bewusste Zurschaustellung der eigenen Sexualität werden hier als Ausdruck von Freiheit interpretiert. Gerade in einer Zeit, die von zunehmenden Restriktionen und politischen Spannungen geprägt ist, liefert Lienhards Werk einen kraftvollen Appell für Offenheit, Ehrlichkeit und Selbstbehauptung – insbesondere für die queere Szene, die in diesen Zeiten unter Druck gerät und Widerstand leisten und für Selbstbestimmung kämpfen muss.

Filmstill aus „Wenn nichts mehr geht, dann Gran Canaria“ – Enrico Wohlfarth, Tim Lienhard & Jonas Lawitzke im Gespräch ©101movie
Ein queeres Mosaik und intergenerationeller Dialog
Neben seiner eigenen Darstellung bringt Lienhard zahlreiche weitere Stimmen ins Spiel. Von Pornostars und Cross-Dressern über den OnlyFans-Creator Robert Royal bis hin zum legendären Filmemacher und Aktivist Rosa von Praunheim bietet der 82 Minuten lange Film ein vielfältiges Spektrum an Perspektiven auf Themen wie Altern, Körper, Sexualität und Selbstbestimmung. Durch die Dialoge und Begegnungen fragt der Regisseur immer wieder: „Warum tun wir, was wir tun?“ Diese Frage wird zum Leitmotiv, das nicht nur sein persönliches Schicksal, sondern auch die Auseinandersetzung mit dem Älterwerden und Freiheit in der späteren Lebensphase beleuchtet.
Sie nennen ihn liebevoll „Opi“
Bemerkenswert an diesem Film ist, wie Lienhard sich in Relation zu seinen beiden jungen Assistenten Jonas Lawitzke und Enrico Wohlfahrt setzt. Die beiden sind nicht nur hinter, sondern auch vor der Kamera präsent und bringen eine frische, jugendliche Perspektive in den Film ein. Während Gran Canaria traditionell als Insel älterer homosexueller Männer gilt, betrachten die jungen Beaus diesen Ort eher kritisch. Gleichzeitig sehen sie in ihrem 64-jährigen Freund und Produzenten eine Art Vorbild, nennen ihn liebevoll „Opi“ und bezeichnen sich selbst als seine „Enkel“. Dieser Kontrast – sowohl inhaltlich als auch visuell – verleiht dem Film eine zusätzliche Tiefe und einen besonderen Reiz.

Filmstill aus „Wenn nichts mehr geht, dann Gran Canaria“ – Gay Pride Parade Maspalomas , Mai 2024 ©101movie
Mehr als nur ein Dokumentarfilm
„Wenn nichts mehr geht dann Gran Canaria“ ist weit mehr als nur ein Dokumentarfilm. Dies ist ein mutiger, schamlos ehrlicher Blick in die eigene Seele eines Künstlers, der sich weigert, angepasst zu leben. Mit seinem offenen Umgang mit Sexualität, Herkunft und dem Bedürfnis nach Selbstverwirklichung setzt Tim Lienhard ein starkes Zeichen – ein Plädoyer für Selbstbehauptung und die Möglichkeiten von Freiheit in politisch und gesellschaftlich herausfordernden Zeiten. Für alle, die sich nach authentischer, provokativer Kunst sehnen, ist dieser Film ein großer Gewinn.

Filmstill aus „Wenn nichts mehr geht, dann Gran Canaria“ – Patrick Greifzu ©101movie
„Wenn nichts mehr geht, dann Gran Canaria“ ist ein Film von Tim Lienhard, in Farbe, 82 Minuten lang, mit englischen Untertiteln. Produziert im Jahre 2024 in Berlin, Torremolinos und auf Gran Canaria von der 101movie GmbH.
Es gibt ihn auch in einer englischen Sprachversion unter dem Titel „Las Exit Gran Canaria“

Filmstill aus „Wenn nichts mehr geht, dann Gran Canaria“ – Gay Pride Parade Maspalomas , Mai 2024 ©101movie